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  Ausführlichere Informationen zum Technoviking-Mem und dem Archiv sind auf der englischen Version dieser Seite zu finden.
 
technoviking archive at wahlheimat
  TECHNOVIKING ARCHIV
Archiv zum Video Kneecam No.1 und dem damit verbundenen Technoviking-Phänomen, 2000-2022
 
Matthias Fritsch recherchierte und archivierte die Internet-Geschichte seines Videos Kneecam No.1 aka Technoviking von der Produktion bis zum populären Internet Meme mit mehr als 160 Millionen dokumentierten Klicks im Internet und vielen tausend direkt verwandten Videoantworten auf YouTube und anderen Social-Media-Plattformen. Heute umfasst das Archiv weit mehr als 4.000 Einheiten und 90 GB an Daten in Form von mehr als 2.000 Bildern, Collagen, E-Mails, Blogs, Forumsdiskussionen und einer Auswahl von ca. 1.500 handverlesenen Videoreaktionen, die in mehr als 70 Kategorien eingeordnet sind, um die verschiedenen Ansätze der Recyclingkultur im Social Web zu veranschaulichen. Die umfangreiche Recherche machen "Technoviking" zu einem der am besten dokumentierten Internet-Mems. Eine Auswahl an Zusammenschnitten von Transformations- und Re-Enactment-Clips ist auf der Webseite Technoviking.tv zu sehen.

Aufgrund der Urteils vorm Landgericht Berlin im Rahmen eines langjährigen Gerichtsprozesses (Persönlichkeitsrechte versus Freiheit der Kunst), stehen weder das Originalvideo noch die Gesamtheit des Archivs der Öffentlichkeit zur Verfügung. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb ist die Aufmerksamkeit auf die unzähligen User-Versionen des Videos nach wie vor sehr hoch.
Hunderte von Remix-Versionen und Reaktionen auf das Video werden weiterhin regelmäßig im Internet veröffentlicht. Die Fans imitieren seit 15 Jahren die Dramaturgie des Videos, spielen es zu Hause, auf der Straße und im Internet nach. Neuerdings tauchen auch immer mehr Getränke unter dem Namen "Technoviking" auf.

Die weniger rechtlich riskanten Beispiele aus dem Archiv werden in Form von Mashups oder Installationen des Archivs und Vorträgen veröffentlicht, in denen Fritsch auch einige der interessantesten Videoantworten zeigt. Der Künstler zeichnet mit seinen Ausführungen die neuen Produktions- und Distributionswege innerhalb von nutzergenerierten Netzwerken nach. Aus seinen Erfahrungen mit dem Technoviking-Phänomen entwickelte Fritsch die Werkgruppe Music from the Masses.

Im Jahr 2015 entstand eine abendfüllende Dokumentation mit vielen Beiträgen aus dem Archiv und ca. 30 Experteninterviews.

Über eine Unterstützer-Facebook-Seite wurden Links aus den internationalen Medien in verschiedenen Sprachen gesammelt.

 
technoviking archive at wahlheimat
Ausstellungsansicht Technoviking-Archiv, Nancyhalle, Karlsruhe, 2009
Grundriss von Matthias Fritsch und Annabel Lange, Umsetzung & Gestaltung durch Oliver Boeg / Team Wahlheimat
  Beiträge in staatlichen deutschen Medien
  RADIO

play Beitrag auf Corso / Deutschlandfunk
Autorin: Carmela Thiele, Corso, DLF Köln
Sendung vom 5. Mai 2009

Beitrag auf Corso / Deutschlandfunk
Autorin: Eva Raising, Corso, DLF Köln
Sendung vom 10. September 2013

Beitrag zum Technoviking und dem Recht auf Vergessen
Author: Tim Thaler für Deutschlandradio Kultur
Sendung vom 4. April 2013
(Achtung: einige Fakten in diesem Beitrag sind nicht richtig)
FERNSEHEN

Fernsehgespräch über die rechtlichen Hintergründe beim Technoviking Prozess auf 3SAT Kulturzeit am 20. August 2013


Arte Tracks am 28. November 2015
www.youtube.com/watch?v=9S1gI8k5veU (deutsch)
www.youtube.com/watch?v=RDbcatr1qTg (französisch)

ZDFinfo am 3. Dezember 2015
www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2615924/15-Minutes-of-Fame:-Technoviking

 


 

Der Techno Viking

Der Techno Viking ist ein großer, muskulöser, charismatischer, einschüchternder deutscher Mann in den 30ern, der bei der Fuckparade 2000 in Berlin vor der Kamera tanzte. Die Fuckparade entstand als Reaktion auf die Musikbeschränkung (z.B. den Ausschluss anderer Techno-Stile wie Gabber, Speedcore, Hardcore Techno oder Punk) der Berliner Loveparade und deren zunehmende Kommerzialisierung, sowie eine öffentliche Demonstration gegen die Schließung des berühmten Techno-Clubs "Bunker" (der heute als Sitz einer privaten Kunstsammlung dient).

Berühmt wurde der Techno Viking zunächst durch das Video "Kneecam". Ein Mädchen mit schwerem blau gefärbtem Haar tanzt zu den rauen Techno-Beats, während ein ziemlich widerspenstiger Typ unfreundlich in sie hineinstürzt. Dieser Unfall veranlasst den Techno Viking, seine physische Kraft unter Beweis zu stellen. Er schnappt dem Kerl die Arme und schiebt ihn von dort zurück, wo er herkommt und tanzt. Direkt auf einen anderen Mann gerichtet und ihn mit seinem heftigen Blick dominierend, erzeugt der Techno Viking eine Aura der Angst, die den Mann dazu bringt, die Situation zu verlassen. Nur so hat der Techno Viking endlich genug Platz, um frei zu tanzen. Seine Tanzbewegungen sind wild und ausdrucksstark, aber formvollendet. Bald wirkt er wie der König der Straße, hat sogar Fans, dient als "Pop-Bediensteter" und versorgt ihn mit Wasserflaschen.

Bei You Tube drückt sich die Faszination des Techno Viking in mehreren Statements aus. Eine der bekanntesten Zeilen tauchte mit den unzähligen Remakes des "Original"-Filmmaterials selbst wieder auf: "Der Techno-Wikinger tanzt nicht zur Musik, sondern die Musik tanzt zum Techno-Wikinger."

Frei übersetzt nach der populärsten Definition von Techno Viking, die Mister Neutral am 16. Februar 2008 im Urban Dictionary veröffentlichte und die 3177 Menschen Anfang 2013 mochten und 76 hassten.



technoviking comic

 

kneecam-sihouette

Was ist das TECHNOVIKING Video?
Das ursprünglich unter dem Namen Kneecam No.1 veröffentlichte Video wurde im Jahr 2000 von Matthias Fritsch auf der Fuckparade, der Gegenveranstaltung zur Berliner Love Parade produziert. Es ist ein experimenteller Film und Bestandteil einer Serie von Videos, die sich mit der Rolle der Kamera und der Wahrnehmung von Realität und filmischer Wirklichkeit auseinandersetzen. Nachdem es 2006 auf YouTube veröffentlicht wurde, dauerte es noch über ein Jahr, bis das Video 2007 im großen Stil entdeckt, in unterschiedlichen Internetforen besprochen, verlinkt oder einfach als Kopie neu veröffentlicht wurde. Am 28. September 2007 hatte das Video seinen großen Durchbruch auf dem amerikanischen Videoportal Break.com und erhielt innerhalb der ersten 2 Tage über 2 Millionen Klicks.

In den folgenden 6 Monaten wurde das Video unter dem neuen Titel TechnoViking von über 10 Millionen Personen gesehen, die in Folge dessen hunderte Videoreaktionen auf YouTube veröffentlichten. Das Video selber wird nach wie vor vielfach durch Fans auf der ganzen Welt nachinzeniert, die als Kulisse ihre Wohnung, Nachtclubs oder den öffentlichen Raum nutzen.

  Die Hintergrundmusik
Im Internet gibt es hunderte von Technoviking-Videos mit allen möglichen Musikrichtungen, aber ursprünglich spielte der DJ im Hintergrund zwei Technotracks, die nach jahrelanger Suche durch Fans identifiziert werden konnten:

Track 1:
Artist: Can-D-Music
Album/Track: Navigator
Label: Low Spirit Recordings 1999


Track 2:
Artist: Winstan vs. Noia
Track: Save Changes And Exit
Album: Auto Detect EP
Label: 4sale Recordings
Genre: Electronic
Style: Techno
Year: 2001
 


  

 

 
 

Der Technoviking-Prozess

 
 

Um Weihnachten 2009 schickte der Hauptdarsteller des Technoviking-Videos einen Anwalt zum Filmemacher, um die weitere Veröffentlichung seines Films "Kneecam No.1" zu stoppen. Er beanstandete, dass das Video ohne seine Zustimmung produziert, veröffentlicht und für Merchandising verwendet wurde und dass er wegen seiner Bekanntheit als "Technoviking" Aufträge verlieren würde und darüber hinaus von Rechtsextremen kontaktiert würde, die sein Abbild missbrauchen.

Damals war der Clip schon seit Jahren außerhalb der Kontrolle des Filmemachers und kursierte mit Hunderten von Kopien im Internet. Es trifft zu, dass der Fritsch innerhalb von 2 Jahren, bis der Kläger seinen ersten Anwalt beauftragte, insgesamt rund 10000 Euro im Zusammenhang mit der Popularität des Mems verdient hat.

technoviking trial

Der Betrag resultierte im Wesentlichen aus YouTube-Werbung und zu einem kleinen Teil aus dem Verkauf von TV-Lizenzen und T-Shirts. Gleich zu Beginn der Verhandlungen bot der Filmemacher an, alle mit dem Technoviking-Mem verbundenen Gewinne zu teilen. Er erklärte weiter, dass er offen sei, gemeinsam Optionen zu diskutieren, wie zukünftige der Erfolg des Mems vermarktet werden könnte. Es gab zuvor schon viele Anfragen von Event- und Produktionsfirmen, die sich für die Technoviking interessierten, aber niemand konnte bislang die reale Person dahinter finden, nicht einmal der Filmemacher selbst. Anfang 2010 stellte Fritsch alle kommerziellen Aktivitäten ein, die mit dem Originalvideo oder dem Bild des Klägers verbunden waren, er blockierte das Originalvideo auf YouTube mit Anmerkungen und beschränkte die Verwendung von Bildern, welche die reale Person zeigten, auf eine ausschließlich interne und Offline-Nutzung innerhalb des Technoviking-Archivs. Dennoch war es beiden Parteien nicht möglich, einen Kompromiss zu finden, und Anfang 2010 kündigte der Protagonist des Videos an, dass er den Fall vor Gericht bringen werde. Fast drei Jahre lang passierte nichts, bis Ende 2012, kurz bevor der Fall verjährt wäre, der Protagonist schließlich den Filmemacher verklagte. Der Prozess begann Mitte Januar 2013 in Berlin. Die Richter schlugen einen Vergleich zwischen den beiden Parteien zugunsten des Klägers vor, den er jedoch nicht akzeptierte. Ende Mai 2013 fällten die 3 Richter des Berliner Landgerichts ihr Urteil. Seitdem ist es Fritsch nicht mehr erlaubt, das Originalvideo zu zeigen, solange es möglich ist, den Protagonisten zu identifizieren. Dem Filmemacher droht bei Verstoß gegen das Urteil eine Gebühr von bis zu 250000 Euro oder bis zu 6 Monaten Freiheitsstrafe. Zusätzlich musste Fritsch das Geld, das er verdient hatte, nahezu vollständig an den Kläger zahlen. Die Richter verweigerten dem Kläger jede weitere finanzielle Entschädigung für persönliches Leid und kamen zu dem Schluss, dass es ihm scheinbar vordergründig um das Geld ginge, da er fast drei Jahre lang nicht konsequent versuchte, seine argumentierten Probleme zu lösen.

Ende Juli 2013 legte der Kläger gegen das Urteil Berufung ein, welcher der Senat beim Kammergericht in Berlin jedoch keine Chancen auf Erfolg beimassen, so dass er die Berufung wieder zurückzog.

Interview mit Wolfgang Ullrich zu kulturellen und rechtlichen Hintergründen des Falles auf iRights lesen

  

 

 
  Der Dokumentarfilm  
 
  Matthias Fritsch produzierte einem 90min Dokumentarfilm zur Geschichte des Technoviking Mem. Der Film versucht die Entstehung des Mems zu erklären und untersucht den Konflikt zwischen den traditionellen Konzepten von copyrights und geistigen Eigentum und der aktuellen unkontrollierbaren kulturellen Produktion im Netz, die Phänomene wie das Technoviking-Mem hervorbringt.

Im Sommer 2013 startete der Filmemacher die Filmproduktion mit einer Crowdfunding Kampagne auf der Plattform Indiegogo. Das Projekt wurde von ca. 300 Menschen aus 18 Ländern unterstützt.

Der Film wurde in einer 50min-Version im Oktober 2015 kostenlos im Internet auf vimeo veröffentlicht.

  Die Arbeit am Film wäre nicht möglich gewesen ohne den grosszügige Unterstützung folgender Personen:

Achilleas Kentonis, Akeli Mieland, Aksioma - Institute for Contemporary Art, Alessandro Drescher, Alessandro Ludovico, Alex Kozina, Alexander Bootz, Alexander Lacher, Alexander Lauert, Alexander Schibalsky, Alexandros Salapatas, Almut Ilsen, Anastasia Chrysanthakopoulou, Andreas Hübner, Andreas Huth, Andreas Kotes, Andreas Krüger, Andreas Schuster, Angela de Weijer, Anna Heinzig, Annabel Lange, Annet Dekker, Antonio Gonzales Paucar, Arjon Dunnewind, Armin Mobasseri, Barbara Seelig, Benjamin Meier, Benjamin Zierock, Carmen Billows, Carmen von Schöning, Carsten Stabenow, Carsten Wagner, Carsten Wilhelm, Chris Piallat, Christian Bucher, Christian Claus, Christian Palmizi, Christoph Knoth, Christoph Schwerdtle, Christoph Wermke, Christoph Willems, Chrysovalantou Karga, Claudia Schuster, Claudia Wittmann, Clemens Lerche, Clemens Wistuba, Dale Greer, Daniel Fabry, Daniel Krönke, Daniel Memhardt, Daniel Rakete Siegel, Daphne Dragona, David Schmidt, David Wnendt, Davinder Sandal, Dieter Sellin, Dieter Vandoren, Dina Boswank, Dirk Unger, Dominik Halmer, Dorna Safaian, Ed Marszewski, Eduard Stürmer, Elias Scheideler, Elizabeth Wurst, Elvira Heise, EMAF Festival, Eno Henze, Eugen Wasin, Evgenia Palla, Federico Bassetti, Federico Missio, Fee Plumley, Felix Dittmar, Felix Grünschloß, Felix Herrmann, Felix Vorreiter, Florian Blum, Florian Geierstanger, Frank Botermann, Frank Dietrich (Zechnick Himmelfaart), Franz-Josef Schmitt, Fufu Frauenwahl, Gabriele Voehringer, Geoffroy Ribaillier, Giorgio Giardina, Gordan Savicic, Guillermo Federico Heinze, Günter Kuhns, Hannah Cooke, Hannes Kiesewetter, Heidrun Fritsch, Henning Arnecke, Hermann Noering, Iain Cozens, IMPAKT Festival, Ines Wuttke, Ioannis Arvanitis, Ira Schneider, Isaak Broder, Ivan Shakhov, James Redfern, Jan Katsma, Jelena Colic, Jens Gerstenecker, Joachim Steinigeweg, Johan Weigel, Johanna Hoetjes, Johannes Fritsch, Johannes Marx, John Butler, John Deamer, Jose Diego Ferreiro, Juergen Eckloff, Julia Jochem, Julius Schall, Karolina Serafin, Katerina Gkoutziouli, Kathleen Rappolt, Katrin Duffke, Kathrin Keller, Kenny Stanger, Kieran Black, Kika Kyriakakou, Kilian Ochs, Klaus Neumann, Lars Thraene, Lea Gscheidel, Leopold Solter, Lucio Basadonne, Magdalena Vollmer, Manuela Putz, Marc Kanzenbach, Marco Melluso, Marco Trotta, Maren Kiessling, Margret Olafsdottir, Maria Konioti, Mark Braun, Markus Wende, Martin Diering, Martin Heinze, Matthew Denton, Matthias Matanovic, Maurits Boettger, Melanie Jilg, Michael M. Dreisbach, Michael Pierce, Miguel Ribeiro, Mischa Kuball, mursu909, Nadin Tettschlag, Nick Cripps, Nicolas Stumpf, Nikos Dimitrakakos, Nils Menrad, Oliver Schmid, Pat Amoesta, Patricia Röder, Patrick Krolzik, Peter Gräser, Philipp Engelhardt, Philipp Hahn, Philipp Scholz, Reimar Servas, Reinhard Bock, René Lamp, Rikard Bremark, Robert Lippok, Robert Utech, Roland Dreger, Ronald The, Ronnie Grob, Rupert Hoffschmidt, Sabine Koziol, Sam Schlatow, Sancto Russell, Sandra Fauconnier, Scott MacFiggen, Sebastian Felzmann, Sebastian Standke, Sigurd Bemme, Siim Leetberg, Simon Ruschmeyer, Sina Dunker, Sonja Möse, Stamatis Schizakis, Stefan Fischer, Stefan Frielingsdorf, Stefan Kilz, Stefan Schubert, Stefano Simone, Stephan Kaempf, Stephan Probst, Stephen Kovats, Susanna Jerger, Ted Sonnenschein, Thomas Kupser, Thomas Mühlberg, Thomas Müller, Thomas Reiner, Tidi Tiedemann, Tillmann Allmer, Tilmann Vogt, Tim Pritlove, Tim Waters, Timo Haubrich, Timo Kaerlein, Timo Steuerwald, Timothy Wenzel, Tobias Kraft, Tobias Wootton, Torsten Landsiedel, Ulf Aminde, Vijay Mirpuri (ACID BUDA), Wolfgang Fritsch, Wolfgang Senges, Wolfgang Ullrich, York Wegerhoff